Geschichte unserer Gemeinde

Anfänge 

Die St. Petrigemeinde blickt auf eine lange Geschichte zurück. Es handelt sich um eine der ältesten Kirchengründungen Westfalens, deren Entstehung bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht. Dort wird die St. Petrikirche im Zuge der Missionierung des Nordens und Ostens als eine der zwölf Urpfarreien zwischen Rhein und Weser gegründet. Schon 1174 heißt sie bei ihrer ersten urkundlichen Erwähnung die „Alde Kerk“  
Die kath. Propsteikirche St. Patrokli, die nur wenige Meter entfernt liegt, wurde 1166 geweiht. Sie war ursprünglich die Kirche des 954 errichteten Patrokli-Stiftes. Erst 1823 wurde sie katholische Pfarrkirche. 
Im Westen stand neben der St. Petrikirche die bischöfliche Pfalz, die um 1000 errichtet wurde. Von ihr ist nur ein Rest erhalten geblieben, die sogenannte »Wittekindsmauer«, die jetzt in das Gemeindehaus neben der Petrikirche integriert ist. Bei der Pfalz handelte es sich um einen 25–30 m hohen Wohnturm, in dem die Kölner Erzbischöfe, aber auch die deutschen Könige und Kaiser bei ihren Aufenthalten in Soest übernachteten. 
St. Petri, St. Patrokli und die Pfalz machen den alten Stadtkern Soests aus. 

Bis zum Ende des 12. Jahrhunderts ist St. Petri die einzige Pfarrkirche Soests. 1180 teilt der Kölner Erzbischof Philipp von HeinsbergSoest in sechs Bezirke (»Hofen«) auf, die jeweils einer Kirche zugeordnet sind – eine Einteilung, die bis heute fast unverändert geblieben ist. In diesem Zuge entsteht auch die St. Pauli-Kirchengemeinde rund um die St. Paulikirche. 
Auch die Zuordnung der Dörfer stammt aus dieser Zeit. Zur Petrigemeinde gehören bis heute die Dörfer Katrop, Meckingsen, Hattrop, Ampen, Deiringsen, Ruploh, Hiddingsen, Lendringsen, Müllingsen und Bergede. Der Pauligemeinde werden keine Dörfer zugeordnet. 

Um 1200 wird St. Petri zusammen mit den anderen Soester Pfarrkirchen dem Patroklistift inkorporiert. In den folgenden Jahrhunderten bis zur Reformation ist immer ein Patrokli-Stiftsherr Pfarrer der Petrikirche. 

Die Kirchen 

St. Petri 

Die erste Petrikirche (um 800) war eine einschiffige Saalkirche mit eingezogenem Chor. Etwa um 1000 wurde sie zu einer dreischiffigen Basilika erweitert mit einem größeren Westbau. 
Die heutige Kirche entstand um 1150. Vielleicht ist sie bei dem historisch belegten Besuch Kaiser Barbarossas im Jahre 1152 in Soest geweiht worden. Baumeister war ein Mann namens Herenfridus, der sich in einem Kapitell im Langhaus verewigt hat. 
Ab 1200 wird die Kirche zu einer gotischen Hallenkirche umgebaut. Das Querschiff wird vergrößert, einige Jahrzehnte später werden die Seitenschiffe erhöht und Emporen errichtet. Mitte des 13. Jahrhunderts entsteht der gewaltige gotische Chor. Ende des 14. Jahrhunderts wird der Turm um ein weiteres gotisches Geschoss mit Umgang erhöht. Er erhält den spitzen, gotischen Helm, der auf älteren Stadtansichten zu sehen ist. 1702 zerstört ein Blitzschlag den Turm und mit ihm die Glocken. 1709 erhält die Kirche die neue, barocke Haube, die der Kirche heute ihre typische Silhouette gibt. 

St. Pauli 

Die St. Paulikirche wird 1229 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Von dieser vermutlich romanischen Vorgängerkirche liegen aber weder Skizzen noch Grabungsbefunde vor. Die heutige dreischiffige Hallenkirche stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Zu den ältesten Teilen gehören das Langhaus und der fünfgeschossige Turm (um 1350). 

Reformationszeit 

Die Einführung der Reformation 

1530 hält im Einverständnis mit dem Rat der Stadt der Dominikanerpater Johann Kelberg in der Paulikirche die ersten reformatorischen Predigten. Im gleichen Jahr kommt Thomas Borchwede, ebenfalls Dominkaner, aus Osnabrück nach Soest und wird erster Prediger der Stadt. Seine Predigten in St.Petri sind ebenfalls stark von Luther beeinflusst. Sie finden bei der Gemeinde großen Anklang, es kommt aber zu Konflikten mit dem Prior des Klosters. Am 20.11.1531 schlägt Borchwede 22 Thesen an die Tür des Patrokli-Doms und fordert seine Gegner zur Diskussion heraus. 

Wenige Wochen später kommt der umstrittene Prediger Johann Wulf von Campen nach Soest. Am Thomastag (21.12.) predigt er in der Paulikirche, obwohl es auswärtigen Predigern untersagt war, zu predigen. Als er am Nachmittag auch in Petri predigen will, lässt ihn der Rat verhaften. Es kommt zum "Thomasaufruhr", bei dem sich mehrere tausend Menschen auf dem Petrikirchhof versammeln und sich mit Campen solidarisieren. Ausschreitungen erfolgen: der Bürgermeister wird unter Arrest gesetzt. Johann Gropper, Pfr. an Petri wird für abgesetzt erklärt. 

Am nächsten Tag (22.12.) versammeln sich die Vertreter der sechs Hofen und verhandeln mit dem Rat. Der Rat fuhrt die Reformation ein. Alle Kirchen bis auf Patrokli und die Klöster werden evangelisch. 

Fortgang 

Im Januar 1532 holt der sich sehr für die evangelische Bewegung einsetzende Künstler Heinrich Aldegrever Gerdt Oemeken von Lippstadt nach Soest. Er verfasst die erste Soester Kirchenordnung. 
Im Juni 1532 wird auf Bitten des Rates Johann de Brune von Luther als Superintendent nach Soest entsandt. Er setzt sich energisch für die Reformation ein. Am 23. März 1533 will er in St. Patrokli predigen und findet dort aber auf der Kanzel einen gemalten Galgen und andere Drohungen vor. Dies führt zum sog. "Lätare-Auflauf", bei dem Soester Bürger sich auf dem nördlichen Petrikirchhof versammeln und eine Ende der Schikanen fordern. 

Ob die Hinrichtung des Wollenwebers Johann Schachtrop, der einer der ersten Anhänger der Soester Reformation war, ein „Märtyrertod“ ist, ist unklar. 

Zeit des Interims 

Nach der Niederlage der Evangelischen im Schmalkaldischen Krieg tritt das „Augsburger Interim“ in Kraft, das die evangelische Lehre weitgehend zurückdrängt. In Soest werden die ev. Prediger ausgewiesen. Johann Gropper kehrt in die Stadt zurück. Von 1548-52 ist evangelischer Gottesdienst verboten, nur Kranken und Sterbenden darf das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht werden. Die Kirchenordnung Oemekens wird abgeschafft. 

Bei der Soester Bevölkerung stoßen diese Maßnahmen allerdings auf Widerstand. Dies führt dazu, das 1552 noch vor der offiziellen Beendigung des Interims der Laienkelch durch den Rat wieder eingeführt wird. Die Brunsteinkapelle ist das erste Gotteshaus, in dem wieder evangelischer Gottesdienst gehalten wird. Im August übergibt der Rat St. Pauli an den luth. Prädikanten Walter von Stolwyck. Am 15.6.1552 wird das Interim offiziell in Deutschland aufgehoben. Der Augsburger Religionsfrieden von 1955 gewährt den Konfessionen mehr Freiheiten. In Soest werden nach und nach die Kirchen wieder evangelisch, als letzte 1563 St. Petri. 

20. Jahrhundert 

2. Weltkrieg 

1945 führt eine neben der St. Petrikirche detonierende Bombe zum Einsturz von Chor und Querschiff. Für Jahre wird Gottesdienst nur in einer provisorisch hergerichteten und verkürzten Kirche gefeiert. Der Wiederaufbau beginnt in den 50er Jahren. Am 1. Advent 1955wird der neue Chor eingeweiht, 1958 die Kirchenfenster eingebaut. Im Anschluss daran erfolgt eine umfassende Innenrestaurierung mit Wiederherstellung des romanischen Charakters der Kirche. 

St. Pauli 

Die St. Paulikirche erleidet während des 2. Weltkriegs nur geringe Schäden. Von 1948-1960 ist sie Gemeindekirche der zusammengelegten "Thomä-Pauli-Gemeinde", die für einige Jahre existiert. Danach wird die Pauli-Gemeinde wieder eigenständig, jedoch stark verkleinert, da sie Teile ihres Gemeindegebietes an die neu gegründete Johannes-Gemeinde abgegeben hat. 1972 vollzieht sich der Zusammenschluss mit der St. Petri-Gemeinde, die seitdem St. Petri-Pauli-Gemeinde heißt. 1973-79 ist die Paulikirche wegen Baufälligkeit geschlossen. Nachdem viele Soester Bürger sich für die Erhaltung der Kirche stark machen, erfolgt eine grundlegende Restaurierung (1985-95) und die Wiedereröffnung. 
2009 wurde in die Paulikirche ein Kolumbarium eingebaut. Seitdem wird die Kirche als Gottesdienst- und als Urnenbegräbnisstätte genutzt. 

Gemeindehäuser 

Durch neue Baugebiete vergrößert sich die Petri-Pauli-Gemeinde in den 70er, 80er und 90er Jahren erheblich. Da nach dem alten Einteilungsprinzip Philipp von Heinsbergs die Kirchen ohnehin nicht in der Mitte der Gemeinde, sondern an ihrem Rande liegen, wurde es als notwendig empfunden, für die neuen Baugebiete eigene Zentren zu schaffen. 
1970 wurde das Ardeyhaus als Gemeindezentrum des Soester Westens erbaut. 
1996 erfolgte nach langen Planungen die Einweihung des neuen Petrushauses als zentralem Gemeindehaus in der Innenstadt.
2002 wird als drittes Gemeindehaus das "Siegmund-Schultze-Haus" eröffnet, das zusammen mit dem Jugendzentrum "Noahs" Zentrum des Neubaugebietes im Süden werden soll. 

Zur Petri-Pauli-Kirchengemeinde gehören derzeit ca. 7.500 Gemeindeglieder, die in der Stadt Soest und in 10 Dörfern der Soester Börde (Katrop, Meckingsen, Hattrop, Ampen, Deiringsen, Ruploh, Hiddingsen, Lendringsen, Müllingsen und Bergede) wohnen. 

Verbindung mit der reformierten Gemeinde ("Schiefer Turm") 

Im Jahr 2021 beschlossen die Presbyterien der reformierten und der Petri-Pauli-Gemeinde, zum 1.10.2021 eine pfarramtliche Verbindung einzugehen. Dadurch ist die Zukunft der kleinen reformierten Gemeinde gesichert und die freiwerdene 1. Pfarrstelle der Petri-Pauli-Gemeinde kann als Vollzeitstelle wiederbebesetzt werden.